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„Mama! Vor meinem Fenster steht ein Monster!“

Vom Umgang mit Kinderängsten

Wahrscheinlich ist es der Schatten eines Baumes, der sich durch Straßenlicht und Wintersturm zu einem angsteinflößenden Schattenmonster entwickelt hat. Doch in den Augen des Kindes steht da ein Monster, vor dem es Angst hat und um Hilfe schreit. Wie reagiere ich als Mama?

Variante 1: Ich rufe von weitem: „Das ist doch nur der Schatten von dem Baum. Den siehst du doch jeden Tag.“ Mit diesem Satz nehme ich die Angst des Kindes nicht ernst. Ich spiele sie herunter, weil ich als Erwachsene weiß, dass da kein echtes Monster steht. Doch hilft das meinem Kind in dieser Situation?

Variante 2: Ich gehe zu meinem Kind, nehme es tröstend in den Arm und sage: „Ein Monster steht da draußen? Das sieht ja wirklich zum Fürchten aus. – Ich denke, es ist etwas Anderes. Wollen wir mal rausschauen – oder soll ich erst einmal alleine?“ Mit dieser Reaktion nehme ich mein Kind mit seinen Gefühlen in dieser aktuellen Situation wahr und ernst. Ich biete ihm an, sich der Situation mit meiner Unterstützung zu stellen – und dann hoffentlich zu erfahren, dass da kein Monster vor dem Fenster steht.

Sicher fallen Ihnen eigene ähnliche Beispiele ein. Tagtäglich werden wir mit Ängsten von Kindern konfrontiert, sei es vor dem dunklen Flur, vor Krabbeltieren in der Ecke, vor Katzen, die auf dem Hof herumspringen, den Hunden, die uns beim Spazierengehen entgegenkommen oder unbekannten Menschen. Diese Ängste müssen nicht begründet sein oder auf negativen Erfahrungen beruhen. Sie sind eng verbunden mit der Entwicklung von Kindern und auch ihrer Fantasie.

Ängste gehören zum Leben und zur Entwicklung von Kindern dazu. Mit deren Auseinandersetzung erschließen sie sich ihre Umwelt und lernen, mit unterschiedlichen Situationen umzugehen. Ängste sind auch wichtige Schutzmechanismen unseres Körpers. Sie können uns vor riskanten Handlungen oder Gefahren bewahren. Keine Angst zu haben, sollte deshalb auch hinterfragt werden.

Es ist eine Lebensaufgabe, nicht nur für Kinder, zu lernen, mit seinen Ängste umzugehen und sich seinen Ängsten zu stellen. Sie können Ihrem Kind dabei helfen:

  • Nehmen Sie es ernst! Erst einmal trösten und in den Arm nehmen. Danach schauen, was konkret die Angst hervorruft.
  • Reden Sie mit Ihrem Kind über seine Ängste. Manchmal hilft schon das Reden, damit die Angst kleiner wird. Manchmal braucht Ihr Kind Ihre Bestätigung, ob die Angst berechtigt ist oder nicht.
  • Ermutigen Sie Ihr Kind, sich seinen Ängsten zu stellen. Begleiten Sie Ihr Kind dabei, z.B. ins Wasser zu springen oder den Umgang mit Hunden zu erlernen. Motivieren Sie, aber zwingen Sie Ihr Kind nicht dazu! Manche Ängste müssen auch ausgehalten werden. Manche Ängste verändern sich auch im Laufe der Entwicklung oder mit wachsender Erfahrung, z.B. die Angst vor der Dunkelheit oder dem Wasser.
  • Suchen und probieren Sie gemeinsam Bewältigungsstrategien. Ihr Kind hat Angst vor der Dunkelheit? Vielleicht hilft ein Nachtlicht. Ihr Kind hat Angst vor Wasser? Entdecken Sie gemeinsam das Wasser mit Spiel und Spaß!

Nicht immer gibt es einfache Lösungen! Manche brauchen Zeit und fachliche Begleitung.

Vielleicht erleben Sie mit Ihrem Kind Situationen, in denen Sie sich als Mutter oder Vater mit der Angst Ihres Kindes überfordert fühlen. Scheuen Sie sich nicht, sich bei den Fachkräften in der Schule oder dem Kindergarten, bei Ihrem Kinderarzt oder einer Beratungsstelle Hilfe zu holen!

Andrea Schmieder, Einrichtungsleiterin Christliches Kinderhaus „Ankerplatz“ Zethau

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