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Viel Liebe für den Beruf und viel Liebe für die Kinder – das sind die zwei Dinge, die aus Marlis Olaks Sicht wichtig für einen Job in der Jugendhilfe sind. „Hier können wir den Kindern das geben, was sie zuvor nicht hatten“, findet die Erzieherin.

Dorfkind mit großem Herz

Als Kind wollte Marlis Olak gern Friseurin werden. Weil das zu DDR-Zeiten nur mit Beziehungen ging, war ihr zweiter Wunsch Polizistin. Das allerding hat ihre Mutter nicht mitgemacht. „Du wirst kein Flintenweib“, hat sie verfügt. Damit war auch dieser Traum geplatzt. Eine Lehrerin war es dann, die Marlis Olak riet, doch ins Soziale zu gehen. Aufgewachsen als sorbisches Dorfkind in Döbra, mit einer Ziege und einem Schwein auf dem Hof, in den Strukturen einer Großfamilie und einer hilfreichen Nachbarschaft, konnte sich das Mädchen mit diesem Gedanken anfreunden und wurde Erzieherin. Bereut hat sie es kein einziges Mal.

„Es ist ein wunderschöner Beruf“, sagt die 63-Jährige heute, „ich würde ihn immer wieder machen.“ Dabei hat sie in den über 40 Dienstjahren einiges erlebt. Nach 15 Jahren in einem Kindergarten in Oßling hatte sie mit Mitte 30 das Gefühl, dass es das noch nicht gewesen sein kann. „Im Kindergarten ist ganz klar, wie der Tag abläuft“, sagt sie, „das ist in der Jugendhilfe ganz anders: Da ist jeder Tag eine Wundertüte.“ Sie bewarb sich also bei der Kinderarche Sachsen und kam im November 1994 für die Einzelbetreuung eines Jugendlichen ins „Haus Kleeblatt“ in Kamenz.

Lebhaft erinnert sie sich an diesen ersten Jugendlichen: wie sie mit ihm für die Fahrschule geübt hat („Im vierten Anlauf hat er es geschafft!“), wie sie sogar seine Hochzeit im Schloss Oberlichtenau ausgestattet hat („mit allem Drum und Dran“), wie sie an ihn geglaubt und ihn fürs Leben fit gemacht hat. Noch immer steht sie mit ihm in Kontakt, er hat inzwischen Kinder und lebt sein Leben, manchmal laufen sie sich in Kamenz über den Weg und schwatzen ein Weilchen.

Von der Einzelbetreuung ging es in den Gruppendienst und durch fast alle Kamenzer Kinderarche-Gruppen: Marlis Olak hat die Inobhutnahme und eine Außenwohngruppe aufgebaut, mit Müttern und Kindern gearbeitet und ist im Juli 2012 in die neu eröffnete therapeutische Kleinstwohngruppe „Katschwitzer Hof“ für Kinder mit Bindungsstörungen gewechselt. „Für Katschwitz habe ich geglüht“, erinnert sie sich, „denn dort ging es um Kinder, die sonst immer durchs Raster fallen. Hier konnte ich meine ganze Liebe und Kraft reinstecken.“

Viel Liebe für den Beruf und viel Liebe für die Kinder – das sind die zwei Dinge, die aus ihrer Sicht wichtig für einen Job in der Jugendhilfe sind. „Hier können wir den Kindern das geben, was sie zuvor nicht hatten“, findet die Erzieherin, die auch noch eine heilpädagogische Zusatzqualifikation erworben hat. „Wir können sie auf den richtigen Weg bringen, und der sieht für jeden Menschen anders aus.“

Etwa 70 Kinder und Jugendliche hat Marlis Olak in den fast 30 Jahren in der Kinderarche Sachsen betreut und begleitet, den Jüngsten hat sie mit zwei Jahren in ihr Herz geschlossen, die Ältesten konnten, wenn sie in die Inobhutnahme kamen, auch schon 17 sein – mit vielen von ihnen ist sie heute noch im Kontakt. „In der Weihnachtszeit rufen sie immer an“, erzählt sie lachend, „weil sie sich dann erinnern, wie schön es war, als wir zusammen Plätzchen gebacken haben.“

Die Plätzchen bäckt die sechsfache Oma künftig nur noch mit ihren Enkeln, denn jetzt ist Marlis Olak in den Ruhestand verabschiedet worden. Langweilig wird ihr dabei auf keinen Fall: Neben den Enkeln ist im örtlichen Dorfclub immer was zu tun – vom Häkelnachmittag bis zum Spieleabend – und Mitglied im Kinderarche Sachsen e.V. bleibt die leidenschaftliche Erzieherin auch im Ruhestand. „Hoffnung auf Leben“ zu geben, das hört mit der Rente eben nicht auf.

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