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Jeder Mensch lernt in unterschiedlichen Momenten mit unterschiedlichen Sinnen und verschiedenen Techniken. Für manche ist das Schreiben im Liegen perfekt.

Wie man die Lust auf Hausaufgaben steigern kann

Wer von uns Erwachsenen kennt es nicht: Man muss zu Hause am Laptop/Tablet noch etwas Schreibkram erledigen. Hausaufgaben für „Große“ sozusagen. Natürlich erledigen wir diese To-Do‘s durchaus auch auf dem Sofa oder im Sessel, Beine hoch und Laptop/Tablet auf den Beinen. So können wir die teils ungewollten Arbeiten leichter ertragen.

Schaut man aber auf die Hausaufgaben bei Kindern, so finden diese fast ausschließlich im Sitzen in Einrichtungen oder am heimischen Schreibtisch statt. Was erleben die Kinder und wir in diesen Momenten oft? Natürlich eine gedämpfte Motivation. Nun werden Sie mir sicher erwidern, dass dies nun mal bei Hausaufgaben durchaus so ist mit der Motivation und doch kann man die Bereitschaft vieler Heranwachsender fördern. Hier kommt das Beispiel vom Anfang ins Spiel, welches wir im Lernkontext als „Individuelle Lernposition“ bezeichnen.

Um zu verstehen, was das meint, müssen wir kurz etwas ausholen: Jeder Mensch lernt in unterschiedlichen Momenten mit unterschiedlichen Sinnen und verschiedenen Techniken. Das kann bedeuten, dass ein Kind am Schreibtisch lernt und nebenbei Musik laufen lässt, da beim Zusammenspiel von Geräuschen im Hintergrund und dem Lesen des Lernstoffs das Gehirn die Verarbeitung besser gestaltet. Ein anderer Heranwachsender setzt sich unter sein Hochbett in einen Sitzsack, da er die komplette Ruhe und wackelnde Beine benötigt, damit der Lerneffekt höher ausfällt.

Wenn man nun an sich selber denkt, fallen einem mindestens drei Dinge ein, die beim eigenen Lernen in der Schule hilfreich waren. Deswegen: Schaffen Sie Ihren Kindern Räume und Möglichkeiten, damit Hausaufgaben nicht nur Pflicht, sondern gleichzeitig Entspannung sind, denn dann ist der Erfolg auch wahrscheinlicher.

Diese Art der Hausaufgabenerledigung erlebe ich im Hort seit vielen Jahren – mit Erfolg! So hat es ein neunjähriger Junge, der sich vorher nie auf die Schulaufgaben konzentrieren konnte, in einer selbstgebauten Bude geschafft, in kompletter Ruhe seine Aufgaben zu erledigen. Er brauchte damit zwar doppelt so lange, aber er legte sich hin und fing ohne Widerstand an. 

Wenn Kinder schon frühzeitig anfangen, eigene Lernstrategien zu entwickeln, ist die Schaffung des Ortes und der eigenen Position (sitzend, liegend, stehend etc.) ein wichtiger Baustein dabei. Es können so die Grundpfeiler für ein positives Lernverhalten geschaffen werden, die auch für das Erwachsenenalter von Vorteil sind. Also warum weiterhin darauf bestehen, dass Kinder am Tisch sitzen müssen? Lassen wir doch die Kinder entscheiden und fördern ihre Fortschritte während der Schulzeit, anstatt immerzu gegen Blockaden und Widerstände anzukämpfen.

Ich kann Sie auch beruhigen, was das Schriftbild und die Sauberkeit der Hausaufgaben betrifft, denn ich habe in all den Jahren bei über 500 Kindern nicht erlebt, dass dies durch Liegen am Boden oder Stehen an der Wand gelitten hätte. Wer von uns schnell schreibt, um fertig zu werden, macht das egal in welcher Situation!

Zusammenfassend kann man sagen, dass wir unsere Kinder und Teenager darin unterstützen sollten, selbst zu entscheiden, wie und wo sie ihre Hausaufgaben erledigen wollen. Wenn Ihr Kind sich für die Hausaufgaben auf das Sofa legt, dann lassen Sie es bitte zu. Unsere Gehirne sind fantastische Konstrukte, aber auch etwas bequem. Sie arbeiten gerne effizient und dann ist ein zwanghaftes Sitzen kontraproduktiv.

Zum Schluss noch ein praktisches Beispiel aus meiner Arbeit: Ich hatte eine 60-jährige Kollegin, die hat ihre Schreibarbeit in der Kita immer auf dem Boden sitzend in einem leeren Zimmer erledigt. Man sieht, es hilft uns wirklich allen.

Also geben Sie Ihren Kindern die Chance und machen am besten gleich mit!

Sebastian Böhm, Einrichtungsleiter Kita „Blumenkinder“ Oberbobritzsch

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