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„Hier bin ich jetzt sehr glücklich, gerade weil es so abgelegen und ruhig ist“, sagt Dennis Paul, der das erlebnispädagogische und tiergestützte Konzept der Wohngruppe Seyde sehr mag.

„Am liebsten möchte ich hier bis zur Rente bleiben“

Für Dennis Paul gilt: Aller guten Dinge sind drei. Denn es hat drei Anläufe gebraucht, bis er endlich in seinem Traumjob gelandet ist. Nach der Schule hat er sich mit der Berufswahl schwergetan. Aufgrund eines Praktikums entschied er sich für eine Ausbildung zum Gas-Wasser-Installateur. Schon nach zwei Wochen wusste der Junge, dass es das nicht ist, aber weil er zum Durchhalten erzogen war, blieb er dabei und arbeitete noch anderthalb Jahre in dem Job, bis er etwas Anderes brauchte.

Station 2 auf seinem Weg war dann die Bundeswehr: Ungebunden und körperlich fit verpflichtete sich der junge Mann mit Anfang 20 zu acht aktiven Jahren. Er landete bei den Pionieren und war für die großen Panzer zuständig, leistete humanitäre Einsatzhilfe, u.a. beim Hochwasser, ging ins Ausland, blieb schließlich elf Jahre bei der Bundeswehr. 

Wo kann ich meine Talente einbringen? Als Erzieher!

Dann kamen Frau und (erstes) Kind und die Suche nach dem dritten Beruf, denn nun wollte Dennis Paul wirklich sesshaft werden. Zwei Fragen trieben ihn um: 1. Wo werde ich nicht arbeitslos? 2. Wo kann ich meine Talente einbringen? Die Antwort auf beide Fragen war: Erzieher. Und so setzte sich der junge Vater mit Anfang 30 nochmal auf die Schulbank und wurde an der Bundeswehrfachschule in Berlin zum Erzieher ausgebildet, Nachmittagskurse im Töpfern und Naturwissenschaften inklusive. 

Die Initiativbewerbung bei der Kinderarche Sachsen führte zu einem netten Vorstellungsgespräch und seinem ersten Job in der Jugendhilfe, nämlich der Inobhutnahme (ION) Lichtenberg. Die „Speerspitze der Pädagogik“, wie ein Kollege die ION bezeichnete, konnte den Berufsanfänger nicht schrecken. Trotz schwieriger Jugendlicher, Krisen und tätlicher Angriffe blieb der frischgebackene Erzieher ruhig und gelassen. „Beim Bund ging es auch raubeinig zu“, erklärt er, „wir waren uns einig im Team, und das fand ich total angenehm.“

Die Stadtkinder vom Landleben überzeugen

Nach der Schließung der ION arbeitete Dennis Paul ein dreiviertel Jahr in den zwei Wohngruppen in Lichtenberg, bis er 2019 in die Therapeutische Wohngruppe nach Seyde ging. „Hier bin ich jetzt sehr glücklich, gerade weil es so abgelegen und ruhig ist“, sagt er. „Ich mag es total, die Stadtkinder vom Landleben zu überzeugen.“ Dabei hilft ihm überraschenderweise auch sein Hobby, das Angeln. Denn obwohl es gemeinhin als langweilig gilt, haben die Kinder in Seyde schnell Feuer gefangen und lieben das Angeln inzwischen.

„Ich finde es toll, dass ich mein Hobby jetzt zu einem pädagogischen Angebot für die Kinder machen kann“, sagt Dennis Paul, der bereits vor einem geplanten Ausflug in seiner Freizeit die Gegend erkundet, damit die Kinder nicht nur Schneidertage erleben (für alle, die kein Anglerlatein sprechen: Tage ohne Fang).

Das „Leben in der Lage“ gibt es auch in der Jugendhilfe

Aber auch seine Erfahrungen aus der Bundeswehr helfen dem 39-Jährigen in seiner Arbeit mit den Kindern. „Ruhig bleiben, nicht gleich panisch werden, sondern sagen: das ist jetzt so, damit müssen wir umgehen – das alles habe ich in der Bundeswehr gelernt.“ Das „Leben in der Lage“, wie man eine unvorhergesehene Situation beim Bund nannte, das gibt es jeden Tag auch in der Jugendhilfe, denn oft kommt es anders als geplant.

Die Flexibilität, spontan auf jede Situation zu reagieren, ist deshalb für Dennis Paul eine wesentliche Voraussetzung, um ein guter Erzieher zu sein. Genauso wichtig sind ihm jedoch Empathie für jedes einzelne Kind und Geduld, auch die kleinen Entwicklungsschritte als Erfolge zu feiern. Nach dem Motto „Aufgeben ist keine Option“ bleibt er dran an jedem Kind, schimpft nicht so gern und redet lieber, weil in seinen Augen Vertrauen die wichtigste Grundlage für Entwicklung ist.

Nach seinen Plänen für die Zukunft gefragt, kann der vierfache Vater nur sagen: „Ich möchte gar nichts anderes machen als jetzt. Am liebsten würde ich bis zur Rente in der Wohngruppe in Seyde bleiben.“ Nach den Erfahrungen an den Stationen 1 und 2 seines Berufslebens sagt er: „So viel Wertschätzung wie in der Kinderarche habe ich sonst nie erlebt – das ist ein toller Arbeitgeber, bei dem ich gern bleiben möchte.“

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