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„Eigentlich bin ich mit meinem Leben ganz zufrieden“, sagt Diana, „denn ich mache genau das, was mir Spaß macht.“

„Die Wohngruppe war mein Zuhause“

Wenn andere Kinder in der Grundschule von ihrer Familie erzählt haben, dann hat Diana sich auch so ein ganz normales Zuhause mit Mutter-Vater-Kind gewünscht. In ihrem Zuhause nämlich, da gab es zwar eine Mutter, aber eben auch noch mehrere (fremde) Erzieherinnen und mehrere (fremde) Kinder. Sie musste noch ein bisschen älter werden, ehe sie schätzen konnte, dass die Wohngruppe doch eigentlich ganz gut für sie war: „Die Wohngruppe war mein Zuhause“, sagt die 24-Jährige heute, „hier habe ich immer Unterstützung bekommen, wenn ich sie brauchte.“

Dass Diana mit ihrer Mutter zusammen in einer Wohngruppe leben konnte, war außergewöhnlich genug. Als das Mädchen am 30. Januar 2000 geboren wurde, da war klar, dass ihre Mutter sich nicht allein um das Kind kümmern könnte. Schon die drei älteren Geschwister lebten in Pflegefamilien oder Wohngruppen. Ihr viertes Kind aber wollte Mama Andrea nicht hergeben, sie wollte all die Liebe, die sie in ihrem Mutter-Herz empfand, endlich einmal ausleben dürfen. Und so zogen Mutter und Kind in die Wohngruppe „Wach’sche Villa“ ein, die auch mindestens zwei Plätze für Mütter mit Kind bereithält.

Sonderlösung im Integrativen Familienwohnen

Eigentlich bezahlt das Jugendamt eine Hilfe nach § 19 SGB VIII (Gemeinsame Wohnformen für Mütter/Väter und Kinder) nur maximal so lange, bis das Kind sechs Jahre alt ist. Im Falle von Diana jedoch war klar, dass ihre Mutter aufgrund ihrer Beeinträchtigung auch mit einem siebenjährigen Kind überfordert sein würde. Und so wurde für die beiden eine Sonderlösung gesucht und gefunden: Mit der Eröffnung des „Integrativen Familienwohnens Radebeul“ (IFW) für vier Geschwisterkinder auf dem Gottesacker in Radebeul zog Mutter Andrea als Mieterin in das der Wohngruppe angegliederte kleine Apartment, wo sie mit ihrer Tochter Diana lebte, die gleichzeitig durch die Erzieher betreut wurde.

Durch diese Lösung hatte Diana ihre ganze Kindheit lang eine gute und innige Verbindung zu ihrer Mutter, andererseits musste sie schon in jungen Jahren viel Verantwortung übernehmen. Nicht zuletzt deshalb ist ihre Mutter im Sommer 2014 in eine betreute Einrichtung gezogen, wo sich andere als ihre 14-jährige Tochter um sie kümmern konnten. Diana besuchte ihre Mutter regelmäßig, musste aber nicht mehr die ganze Zeit die Verantwortung für beide übernehmen.

Stattdessen entdeckte sie ihre Leidenschaft fürs Tanzen und ist seit nunmehr neun Jahren im Tanz- und Fitnesskeller „arriba“ in Coswig aktiv. Jede Woche ist sie dort im Training, mittwochs kümmert sie sich inzwischen selbst um die „Sportzwerge“ und regelmäßig geht es zu Wettkämpfen im Showtanz. Zu verdanken hat sie das einer Praktikanten aus der Wohngruppe, die die Kinder einfach mit zum Training genommen hat.

Nicht nur dieses Hobby hat seinen Ursprung in der Wohngruppe, auch viele lebenspraktische Fähigkeiten hat sich Diana in ihrer Zeit im IFW angeeignet: Einkaufen, Kochen, Backen, Waschen, den Haushalt in Ordnung halten – und Häkeln. „Meine Oma sagt inzwischen, ich mache ihr Konkurrenz“, sagt Diana lachend. Ihre Spezialität sind Amigurumis, Kuscheltiere und kleine Figuren, die sie vor allem im Winter gern für andere häkelt.

„Ich helfe gern anderen Menschen“

Überhaupt liegt es der 24-Jährigen im Blut, sich um andere zu kümmern. Nach der Schule ließ sie sich im Radebeuler Krankenhaus zur Gesundheits- und Krankenpflegerin ausbilden und arbeitet seitdem im Drei-Schicht-System auf der Station der Bauchchirurgie. „Ich helfe gern anderen Menschen“, sagt sie, „und mag meinen Job. Nur die Frühschicht ist manchmal nicht so toll.“ 

Mit ihrer Bezugserzieherin von damals trifft sich Diana noch sehr regelmäßig. Als ihre Mutter Anfang des Jahres plötzlich starb, war es ihre ehemalige Erzieherin, die mit Diana die Wohnung ausgeräumt hat und mit ihr einen Baum im Friedwald ausgesucht hat. „Es ist schön, dass ich auch heute noch bei Problemen immer zu ihr kommen kann“, so Diana. 

Für ihre Zukunft hat die junge Frau keine großen Pläne. „Eigentlich bin ich mit meinem Leben ganz zufrieden“, sagt sie, „denn ich mache genau das, was mir Spaß macht.“ Mit einer Kollegin ist sie jetzt eine Woche in Paris gewesen – und irgendwann wünscht sie sich auch eine Familie. Denn den Traum von einem ganz normalen Mutter-Vater-Kind-Zuhause, den hat sie immer noch…

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