

Die Auseinandersetzung mit Musik – ob für sich allein oder gemeinsam mit anderen – kann Jugendlichen helfen, eine eigene Identität zu entwickeln und Werte zu entdecken.
Der Einfluss von Musik auf die kindliche Entwicklung
Musik ist ein wichtiger Bestandteil in unser aller Leben. Sie ermöglicht es Menschen eines jeden Alters, eigene Emotionen, Stimmungen und persönliche Erfahrungen mitzuteilen und zu verarbeiten. Unbestreitbar ist zudem ihr positiver Einfluss auf die kognitive, motorische, emotionale sowie soziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Doch auch als Ausdruck der Persönlichkeitsentwicklung und Kreativität sowie als Mittel zur Selbstentfaltung und zur Gemeinschaftsbildung spielt sie eine wesentliche Rolle.
So suchen Jugendliche in der Pubertät oftmals nach Musik, um herauszufinden, wer sie eigentlich sind. Die ausgewählten Lieder spiegeln häufig ihre Erfahrungen mit aktuellen Themen wider, beispielsweise Liebeskummer, persönliche Interessen und Wünsche, aber auch Sorgen oder gesellschaftliche Herausforderungen. Die Auseinandersetzung mit Musik – ob für sich allein oder gemeinsam mit anderen – kann ihnen helfen, eine eigene Identität zu entwickeln und Werte zu entdecken.
Doch was bedeutet dies im Einzelnen und wie können wir unser Wissen darüber nutzen, um die Kinder und Jugendlichen in ihrer Entwicklung zu unterstützen?
Kognitive Entwicklung
Zunächst sollten Sie wissen, dass Musik sowohl die linke, als auch die rechte Hirnhälfte aktiviert, was wiederum zu einer besseren Vernetzung der Hirnzellen führt. Dadurch werden Informationen besser verarbeitet, die Sprachentwicklung, das logische Denken sowie das räumliche Vorstellungsvermögen wird gefördert.
Zudem hilft das Hören von Musik manchen Kindern dabei, störende Geräusche besser ausblenden zu können und die Stimmung sowie das Wohlgefühl zu erhöhen. Indem Sie also ruhige, v.a. textfreie Musik in Ihren Alltag integrieren, schaffen Sie eine angenehme Lernumgebung für Ihr Kind und begünstigen so auch dessen Lernmotivation: Wer sich besser auf das Wesentliche konzentrieren kann und sich wohl fühlt, hat mehr Freude am Lernen!
Aber auch beim Singen im Alltag unterstützen Sie ihr Kind dabei, seinen Wortschatz zu erweitern, das Verständnis für Satzbau und Sprachmelodie zu verinnerlichen oder sich grundlegende Konzepte wie Zahlen, Formen und Farben spielerisch anzueignen, indem die Lerninhalte „rhythmisch verpackt“ und „zwanglos“ wiederholt werden.
Motorische Entwicklung
Zudem können Sie mit dem Einsatz von Musik auch die motorische Entwicklung Ihres Kindes unterstützen: Indem Sie Ihrem Schatz beispielsweise die Möglichkeit schaffen, sich zu Musik zu bewegen und den körperlichen Impulsen Ausdruck zu verleihen, fördern Sie die Entwicklung motorischer Fähigkeiten, die Koordination sowie den Gleichgewichtssinn. Kinder lernen spielerisch, ihren Körper sowie ihre Umgebung bewusster wahrzunehmen und eignen sich ganz nebenbei ein verbessertes räumliches Denken an.
Das Spielen eines Instrumentes wiederum begünstigt die Aneignung feinmotorischer Fähigkeiten. So führt die spielerische, präzise Koordination der Hände und Finger zu einer verbesserten Fingerfertigkeit. Dies kann sich auch positiv auf andere Bereiche des Lebens auswirken, beispielsweise auf das Schreiben-Lernen.
Möchten Sie Ihr Kind folglich darin unterstützen, Interesse und Freude am Erlernen eines Instrumentes zu entwickeln, sollten Sie dabei unbedingt das Alter berücksichtigen. Statt dem Anspruch, ein Instrument professionell „beherrschen“ zu können, sollte bei Kleinkindern in erster Linie die Freude am Entdecken sowie der Spaß im Vordergrund stehen. Orff-Instrumente wie Glockenspiele oder Rhythmusinstrumente stellen dabei eine hervorragende Möglichkeit dar, Klänge sowie Rhythmen zu erforschen, zu erfahren sowie sich selbst im Umgang mit ihnen auszuprobieren.
Instrumente wie die Flöte oder das Klavier empfehlen sich hingegen erst zu einem späteren Zeitpunkt, etwa im Vorschulalter. Denn hier ist es von Vorteil, wenn Ihr Kind bereits auf gewisse Kompetenzen im Lesen zurückgreifen kann. Dennoch können die Grundlagen recht einfach erlernt werden und eignen sich diese zwei Instrumente besonders gut für jüngere Kinder. Weitere Instrumente, wie die Gitarre oder das Schlagzeug, gibt es in verschiedenen Größen und können an das Alter des Kindes angepasst werden.
Emotionale Entwicklung
Musik stellt des Weiteren eine hervorragende Möglichkeit dar, eigenen Gefühlen wie Freude, Trauer oder Wut Ausdruck zu verleihen, sie ggf. zu regulieren, in passende Bahnen zu lenken und zu verarbeiten. Auch kann sie zur Entspannung und Stressbewältigung beitragen.
So lächeln beispielsweise bereits Kinder unter zwei Jahren nachweislich mehr, wenn sie Lieder hören, weil es sie glücklich macht. Ruhige und sanfte Klänge wirken zudem meditativ und helfen, leichter in einen entspannten Zustand sowie in einen erholsamen Schlaf zu finden.
Das bewusste Integrieren von Musik im Alltag kann demzufolge beruhigend sowie stimmungsaufhellend wirken. Dadurch helfen Sie Ihrem Kind, ggf. Ängste abzubauen und den alltäglichen Anforderungen gelassener begegnen zu können.
Bei etwas älteren Kindern oder Jugendlichen wiederum kann das Spielen eines Instrumentes, das Singen – allein oder in einer Gemeinschaft – oder auch das bloße Hören von Musik ein Ventil für aufgestaute Emotionen sein und innere Spannungen lösen. Letzteres geht im Alltag womöglich gelegentlich mit einer erheblichen Lautstärke und Intensität einher, doch sollten Sie als Eltern ihren Heranwachsenden diese Möglichkeit dennoch zugestehen, zumal im Anschluss daran die Chancen deutlich besser stehen, (wieder) einen unbeschwerteren Umgang miteinander bzw. Zugang zueinander zu finden.
Soziale Entwicklung
Auch der Einfluss von Musik auf die soziale Entwicklung von Heranwachsenden ist überaus bedeutsam. So fördert das gemeinsame Musizieren zum einen soziale Interaktionen, Teamarbeit, Empathie sowie Rücksichtnahme und kann sowohl das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Stärken, als auch die Selbstdisziplin erhöhen. Zum anderen kann Musik als Ausdruck der Persönlichkeitsentwicklung und Kreativität sowie als Mittel zur Gemeinschaftsbildung verstanden werden.
Beispielsweise versetzt das Verfassen persönlicher Liedtexte, das Spielen eines Instrumentes oder das Komponieren eigener Musik junge Menschen in der Lage, ihre einzigartige Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen und ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. Dabei ist es völlig unerheblich, ob sie dies „nur“ für sich allein, vor ausgewählten Vertrauenspersonen oder gar auf großer Bühne präsentieren. Allein das Befassen damit trägt zu einem inneren Wohlgefühl und dazu bei, sich mit sich selbst und seinen Empfindungen auseinanderzusetzen. Zudem fördert es die Aufmerksamkeit, Konzentration sowie Ausdauer.
Indem Menschen gemeinsam musizieren (oder auch nur Musik gemeinsam konsumieren), entwickeln sie mitunter tiefe emotionale Bindungen und dadurch ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Auch bei festlichen Anlässen oder Ritualen wirkt Musik häufig als verbindendes Element und ist in der Lage kulturelle oder sprachliche Grenzen zu überwinden.
Musik als Brücke zu Heranwachsenden
Abschließend soll noch einmal ein besonderes Augenmerk auf die Möglichkeit gelegt werden, welche Musik bietet, um mit etwas älteren Kindern und Jugendlichen in Kontakt bzw. in den Austausch zu treten. So zeichnen sich pubertierende Heranwachsende erfahrungsgemäß oftmals nicht unbedingt dadurch aus, dass sie permanent von sich aus das Gespräch mit ihren Eltern suchen. Nehmen Sie sich jedoch die Zeit, einmal bewusst auf die Texte der durch Ihre Kinder gewählten Interpreten zu achten, geben diese wertvolle Hinweise darauf, welche Themen, Herausforderungen oder ggf. auch Sorgen und Ängste sie gegenwärtig umtreiben.
Dabei kann es womöglich gelegentlich dazu kommen, dass Sie die darin verwendete Wortwahl vielleicht nicht unbedingt gut heißen oder mit den inhaltlichen Aussagen nur begrenzt konform gehen. Statt jedoch sofort belehrend tätig zu werden und Kritik oder gar Verbote auszusprechen, empfiehlt es sich, in einen offenen Austausch mit Ihrem Gegenüber zu treten, etwas tiefer nachzufragen, wie die Aussagen gemeint sind oder welche Haltung es zu bestimmten Themen hat.
Dies beweist Ihrem Kind nicht nur ehrliches Interesse an seiner Person, seinen Befindlichkeiten sowie Meinungen, sondern vermittelt ihm auch, dass Sie es als gleichwertigen, ernst zu nehmenden Gesprächspartner wahrnehmen. Dies wiederum kann Vorbehalte Ihres Kindes gegenüber den überholten oder „verstaubten“ Ansichten der älteren Generation abbauen und es ggf. empfänglicher für die Argumente und Ansichten der Eltern machen.
Quelle:
Pro Kita Portal https://www.prokita-portal.de/bildungsbereiche-entwicklungsziele-kita/musikfoerderung-kindergarten/
Ulrike Henck, Kinder- und Jugendheim Markkleeberg