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Weihnachts-Geschenke sind etwas Besonderes und sollten es auch bleiben. Vorfreude ist dabei ebenso wichtig wie die Erfüllung des Wunsches. Aber auch das muss erst gelernt werden: auf etwas zu warten.

Weihnachten – wunschlos glücklich!?

„Was wünschst Du Dir denn zu Weihnachten?“ Eine Frage, die einem, spätestens in der Adventszeit häufiger, wenn nicht sogar täglich, irgendwo begegnet. Aber was bedeutet es eigentlich, einen Wunsch zu haben? Und wie gehen wir als Eltern am besten mit den Wünschen unserer Kinder um?

Laut Wikipedia ist der Wunsch „ein Begehren nach einer Sache oder Fähigkeit, ein Streben oder zumindest die Hoffnung auf eine Veränderung der Realität oder Wahrnehmung oder das Erreichen eines Zieles für sich selbst oder für einen Anderen.“ Aus meiner Erfahrung möchte ich dieser Definition hinzufügen: Bei Wünschen geht es uns heute doch vor allem um ihre Erfüllung, und zwar bitte so schnell wie möglich! Andererseits wissen wir manchmal gar nicht mehr, was wir uns noch wünschen sollen. 

Im Zusammenhang mit Weihnachtswünschen möchte ich dazu gern drei Gedanken ausführen: 

1. Nicht alle Wünsche können erfüllt werden, und das ist eine Chance.

Wir kennen sie alle, die „unrealistischen Wünsche“. Die Tochter wünscht sich SOOOO sehr ein eigenes Pferd! Der Sohn will UNBEDINGT einen Hund. Aber die Familie wohnt nun mal in einer Wohnung in der Stadt, beide Eltern gehen arbeiten, für ein Pferd fehlen sowohl der Platz als auch das Geld, und der Hund wäre die ganze Zeit allein und traurig. 

Es ist unsere Aufgabe, Kindern diese Zusammenhänge altersgerecht zu erklären, auch wenn das manchmal gar nicht so leicht ist. Aber so wie Kinder lernen müssen, dass die Nacht zum Schlafen da ist und dass man sich zum Essen an den Tisch setzt, so müssen sie eben auch lernen, dass nicht alle Wünsche erfüllt werden können. Es ist für Kinder eine wichtige Entwicklungsaufgabe, sich in Aushandlungsprozesse mit ihren Eltern zu begeben und zu lernen, dass es nicht immer gelingt, sich mit seinen Wünschen durchzusetzen, aber vielleicht einen Kompromiss zu schließen, mit dem sowohl das Kind als auch die Eltern gut leben können. Statt eines echten Pferdes wird es dann vielleicht der Schleich-Pferdehof und statt eines Hundes vielleicht ein Aquarium, für das sich auch in der Stadtwohnung ein Plätzchen findet.

2. Ich muss warten, bis sich ein Wunsch erfüllt. Aber das macht die Erfüllung umso schöner.

Die ständige Verfügbarkeit von fast allem in einer globalen Online-Versand-Gesellschaft bringt es mit sich, dass wir immer weniger warten können und wollen. Ein Lied im Radio gehört, das mir gefällt? Auf Spotify kann ich es sofort und immer wieder hören. Ein Freund hat einen Film empfohlen? Auf einer Streaming-Plattform werde ich sofort fündig und kann ihn am selben Abend schauen. Sushi um Mitternacht? Ein Anruf beim Lieferdienst und zehn Minuten später kann ich schlemmen.

Weihnachts-Geschenke sind etwas Besonderes und sollten es auch bleiben. Vorfreude ist dabei ebenso wichtig wie die Erfüllung des Wunsches. Aber auch das muss erst gelernt werden: auf etwas zu warten. Vorfreude kann bei Kindern oft in Ungeduld und sehr aktives Fordern (Betteln) umschlagen. Dies müssen Erwachsene aushalten und gemeinsam mit den Kindern besprechen, damit die Vorfreude als positiv für alle erlebt wird. Und gerade vor Weihnachten gibt es mit dem Adventskalender und dem Adventskranz ja schon wunderbare Rituale, die beim Warten helfen.

3. Wünsche sind eine hervorragende Gelegenheit, sich näher kennen zu lernen.

Kinder und Jugendliche erleben die Advents- und Weihnachtszeit immer wieder als Abenteuer. Wer diese besondere Zeit geschickt für sich und die Kinder und die Wünsche aller nutzt, gibt der Familie die einmalige Chance, sich gemeinsam auf einen spannenden Weg zu machen. Wenn Kinder ihre Wünsche aufschreiben und dabei noch ganz unbeschwert, phantasievoll und wild entschlossen denken und träumen, so ist das eine hervorragende Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen. Warum wünschst du dir ein Klavier? Wie wichtig ist dir Musik? Welche Musik magst du eigentlich? Mit wem möchtest du musizieren? Wovon träumst du, wenn du an deine Zukunft denkst?

Selbst wenn wir dem Kind seinen Wunsch nicht erfüllen können (siehe Punkt 1), ist das Gespräch über die dahinterliegenden Gründe schon ein Geschenk – für das Kind, weil es mein echtes Interesse spürt, und für mich, weil ich mein Kind besser kennen lernen kann. Bewahren Sie sich die Neugier für die Wünsche Ihres Kindes und bügeln Sie scheinbar „dumme Wünsche“ nicht einfach ab, sie sind immer auch eine Einladung, Anteil am inneren Begehren, Streben und Hoffen des Gegenübers zu nehmen.

Zum Schluss: Wunschlos glücklich?

Wir müssen nicht wunschlos glücklich sein – ein paar Wünsche sollte jeder haben, damit wir uns auf etwas freuen können und gemeinsame Erlebnisse beim Wünschen und Schenken schaffen. Wir empfinden Glück, Freude und Zufriedenheit, egal ob als Schenkender oder Beschenkter, und diese Gefühle sollten wir uns von Kindheit an und dann das ganze Leben lang bewahren.

Ich kann Ihnen nur raten: Seien sie mutig, geduldig und neugierig und machen Sie sich gemeinsam mit Ihren Kindern auf die Reise, den Zauber der Advents- und Weihnachtszeit zu genießen.

Kristina Jöhling, Einrichtungsleiterin „Haus am Czorneboh“ und „Katschwitzer Hof“, und Birgit Andert
 

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