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Familienhilfe Reichenbach: Für ein selbstbestimmtes Leben mit Kind

Als Vanessa Schmidt mit 19 Jahren schwanger wurde, da machte die junge Frau, wie sie selbst sagt, gerade „eine kleine Weltreise“: keine Ausbildung, keine Arbeit, keine Wohnung. Mal wohnte sie eine Weile bei einem Kumpel, mal schlüpfte sie eine Zeitlang bei einem Bruder unter. „Die Schwangerschaft hat mein Leben um 180 Grad gedreht“, erzählt sie im Rückblick. Jetzt wollte sie ankommen, Ruhe finden, dem Kind eine gute Mutter sein.

Nach einem halben Jahr in einem Mutter-Kind-Haus in Leipzig zog sie in die erste eigene Wohnung in Mylau, unter der Voraussetzung, dass sie eine Sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH) in Anspruch nimmt. Die Mitarbeiterinnen der SPFH kommen in die Wohnung der Familien und unterstützen dort, wo es nötig ist – mit dem Ziel, dass die Familie nach einer Zeit allein zurechtkommt.

In Reichenbach betreibt die Kinderarche Sachsen die Sozialpädagogische Familienhilfe „Wegbegleitung“. Hier kümmern sich vier Mitarbeiterinnen um etwa 15 Familien, je nach Intensität der Betreuung können es auch mehr oder weniger Familien sein. Für Familie Schmidt war die Sozialpädagogin und systemische Familientherapeutin Grit Wagner verantwortlich. Allerdings hat es etwa ein Jahr lang gedauert, bis Vanessa Schmidt wirklich Vertrauen zu ihrer Familienhelferin hatte.

„Manchmal habe ich ihr die Tür unter einem Vorwand gar nicht aufgemacht“, erinnert sie sich jetzt lachend. Schließlich hat sie aber gespürt, dass Grit Wagner sie nicht kritisieren oder kontrollieren, sondern ihr wirklich helfen will. Zweimal die Woche ist die Familienhelferin gekommen: einmal am Vormittag, um mit Vanessa Schmidt über ihre eigenen Themen und Probleme zu reden, einmal am Nachmittag, um gemeinsam Zeit mit dem Sohn Jonas zu verbringen.

„Frau Schmidt hatte wenig Vertrauen, dass sie Jonas eine gute Mutter sein könnte“, erinnert sich Grit Wagner, „und so sind wir nach dem Kindergarten meist eine große Runde gelaufen und haben die kleinen Dinge des Alltags eingeübt.“ Wie weit kann die Mutter ihren Sohn mal rennen lassen, ohne dass etwas passiert? Für welches einfache Spiel eignen sich die bunten Herbstblätter im Park? Welche Ansagen und Grenzen braucht das Kind?

Nach und nach gewann Vanessa Schmidt mehr Sicherheit in diesen Fragen. Wenn sie sich heute selbst beschreiben soll, dann tut sie das so: „Ich bin sesshaft geworden, auch wenn mein Weg noch nicht zu Ende ist, habe Ruhe in mein Leben gebracht, mich neu gefunden.“ Seit drei Wochen macht die 23-Jährige eine Weiterbildung zur Alltagsbegleiterin mit dem Schwerpunkt Trauer- und Sterbebegleitung, den ersten Test hat sie sehr gut bestanden. Wenn alles gut geht, hat sie Mitte Mai den Abschluss in der Tasche.

Was ihr dabei geholfen hat? „Die liebevolle Hartnäckigkeit meiner Familienbegleiterin“, gibt sie selbst ehrlich zu. Für Mitte März steht jetzt ein Gespräch mit dem Jugendamt an. „Wir schätzen ein, dass Frau Schmidt die Hilfe nicht mehr braucht und gut allein zurechtkommt“, sagt Grit Wagner. Auch Vanessa Schmidt ist zuversichtlich, dass sie das Leben mit ihrem Sohn nun selbständig schaffen kann. „Ich weiß genau, dass ich die Stimme von Frau Wagner auch noch hören werde, wenn sie gar nicht mehr da ist“, sagt sie lächelnd.

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