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Neuer Schwung für die Familie: Erzieherin Simone Lorenz-Dinter hilft dabei, dass Papa Uwe Sartorius den Alltag mit seinen Kindern Michelle und Lennox immer besser meistert. 

Papa Sartorius lebt Familie anders

Heute ist Internationaler Tag der Familie. Doch das klassische Mutter-Vater-Kind-Konzept ist schon lange nicht mehr das einzige Familien-Modell. In unserem Mutter/Vater-Kind-Bereich im „Haus am Czorneboh“ in Wuischke betreuen wir immer wieder auch Väter mit ihren Kindern, die hier lernen, den Alltag als Familie gut zu gestalten. 

So lebt seit gut einem Jahr Uwe Sartorius mit seinen Kindern Michelle (6) und Lennox (5) hier. Der Karlsruher war wegen der Liebe nach Bautzen gezogen, kurz danach kamen Schlag auf Schlag die zwei Kinder. Eine Weile lang ging auch alles gut, aber dann zeigte sich, dass die große Liebe doch nicht so groß war. Die Eltern trennten sich, als die Kinder zwei und drei Jahre alt waren, und für den Vater war klar, dass er die beiden unbedingt behalten will. Allerdings wusste er auch: von Kindererziehung hat er keine Ahnung.

„Ich habe alles falsch gemacht, was man falsch machen kann“, schätzt er im Rückblick ein. Konkret heißt das: Es gab keine Struktur im Tag, keine Regeln, wenig gesundes Essen, der Vater war zu laut, die Kinder haben mit Schreien reagiert… Dabei wollte Uwe Sartorius es unbedingt besser machen als seine eigenen Eltern, denen er schon im Alter von 6/7 Jahren entglitt, als er an die falschen Freunde geriet, anfing zu kiffen und zu klauen, in verschiedenen Heimen und schließlich im Gefängnis landete.

Anfangs wollte er oft alles hinschmeißen

„Meine Eltern waren überhaupt nicht präsent für mich“, sagt er, „meinen Stiefvater habe ich gehasst.“ Eine Hilfe, wie er sie jetzt selbst in der Mutter-/Vater-Kind-Gruppe (MuK) in Wuischke erfährt, hätte vielleicht auch seiner Herkunftsfamilie gutgetan. Für ihn jedenfalls war die MuK die Rettung. Natürlich war es schwer, sich nach Jahren der Selbstständigkeit und Freiheit in das feste Regelgerüst einer Wohngruppe einzufügen. „Am Anfang habe ich oft darüber nachgedacht, alles hinzuschmeißen“, sagt Uwe Sartorius. „Aber dann wären sofort die Kinder weg gewesen, also bin ich geblieben.“

Während „Struktur“ anfangs noch ein Fremdwort für den Papa war, hat sich der 38-Jährige nach und nach mit dem Zeitplan angefreundet, der in der Wohngruppe gilt: 6.30 Uhr aufstehen und anziehen, 7 Uhr Frühstück für die Kinder machen, 7.30 Uhr losgehen zur Kita. Vormittags stehen dann Dienste auf dem Programm: Zimmer aufräumen, Bad putzen, Speiseplan erstellen, einkaufen und kochen. Um 14 Uhr werden die Kinder von der Kita abgeholt, 14.30 Uhr gibt’s Vesper, 16 Uhr startet eine Stunde Spielzeit mit den Kindern. 17 Uhr springen die Kinder unter die Dusche, 18 Uhr ist Abendbrot, und nach dem Sandmännchen geht’s ab ins Bett. 

Zeit im MuK war ein großer Gewinn

Auch wenn es zunächst ungewohnt war, hat der Vater bald gespürt, dass die Struktur und die festen Regeln den Kindern und ihm guttun und die gesamte Situation entspannen. „Die Kinder sind hier sehr glücklich“, betont er, „für sie ist das ihr Zuhause.“ Er selbst sieht seine Zeit im MuK auch als großen Gewinn, hat viel gelernt und an sich gearbeitet. „Ich bin ruhiger gegenüber den Kindern, nicht mehr so impulsiv, auch die Ordnung hat sich verbessert.“

Bezugsbetreuerin Simone Lorenz-Dinter bestätigt diese Einschätzung. „Wir sind hier sehr nah dran an der Familie“, sagt die Erzieherin, „und kommen über die Kinder sehr gut an die Eltern heran. Unser gemeinsames Ziel ist es zu fragen: Wie kann ich ein gutes Elternteil sein für meine Kinder?“

Bis zum Ende des Jahres finanziert das Jugendamt die Hilfe noch, die nur so lange gewährt wird, bis das jüngste Kind sechs Jahre alt ist. In der Zeit stehen für die Familie noch einige Veränderungen ins Haus: Michelle kommt im Sommer in die Schule, und der Papa hat eine neue Freundin, mit der er sich ein gemeinsames Leben gut vorstellen kann. Er möchte gern nach Dresden ziehen und sich einen Job suchen – als Koch oder in der Sicherheitsbranche, wo er schon gearbeitet hat. Sein größter Wunsch: ein eigenständiges Leben als glückliche Familie!

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