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Das Gym der „Final Fighters“ in Zwickau ist Willy Preiß' zweites Zuhause: Hier trainiert er selbst mehrmals die Woche und aller 14 Tage mittwochs zusammen mit seinen Schützlingen.

„Sport ist wie Frühstücken für mich“

Für Willy Preiß gab es schon in der Jugend nur zwei Berufswünsche: Erzieher. Oder Soldat. Denn einerseits arbeitet der junge Mann unglaublich gern mit Menschen. Andererseits ist er unglaublich diszipliniert und ehrgeizig. Und eigentlich wollte er gern beides versuchen. Dass es anders kam, ist ein Glück für die Kinderarche Sachsen und für die Kinder in unserer Wohngruppe in Lichtenstein.

Doch von Anfang schon: Schon in der 9. Klasse machte Willy Preiß sein erstes Praktikum im Kindergarten. Die Eltern waren beide Erzieher im Kinderheim – er wusste also genau, was Nacht- und Wochenenddienste bedeuten. Das Prüfungspraktikum in der Erzieherausbildung machte er in der Kinderarche in Lichtenstein, und die Arbeit in der Wohngruppe hat ihm gleich gut gefallen. „Hier musst du dich nicht verstellen“, erklärt der 33-Jährige, „hier kannst du deine persönlichen Interessen einbringen und ganz echt dabei sein.“ 

„Ich kann mir nicht vorstellen, keinen Sport zu treiben.“

Sein persönliches Interesse ist ganz klar der Sport. Seit seinem 6. Lebensjahr treibt der Vogtländer Sport, erst hat er Skifahren gelernt, war in einem Wintersportverein und ist Rennen gefahren, dann hat er Fußball gespielt und war in diversen Sport-AGs, während der Ausbildung hat er dann den Fitness- und Kampfsportbereich für sich entdeckt. „Sport ist wie Frühstücken für mich“, sagt der durchtrainierte Typ, „ich kann mir nicht vorstellen, keinen Sport zu treiben.“

Auch deshalb wollte Willy Preiß seinen Wehrdienst, der während der Erzieherausbildung ausgesetzt war, nach der Abschlussprüfung gern nachholen. Aber seine Einrichtungsleiterin wollte den jungen Absolventen so unbedingt in der Wohngruppe halten, dass sie persönlich zum Vorstand nach Radebeul gefahren ist und mit dem Vertrag in der Hand zurückkam. Und so kam es, dass Willy Preiß zwei Wochen nach seinem Abschluss einen festen Job in der Wohngruppe hatte.

Fitness-Stunde fest im Wochenplan verankert

Das ist inzwischen über zehn Jahre her – und bereut hat der junge Mann diese Entscheidung nicht. Denn seine Begeisterung für Sport kann er auch in der Wohngruppe einbringen. Schon von Anfang an hat er mit den Kindern und Jugendlichen an Turnieren, Läufen und anderen sportlichen Events teilgenommen; seit dem Umzug und der konzeptionellen Neuausrichtung der Wohngruppe im Jahr 2018 ist die 14-tägige Fitness-Stunde sogar fest als heilpädagogisches Angebot im Plan verankert.

Aller zwei Wochen mittwochs packen die Mädchen und Jungen die Trainingssachen zusammen und fahren mit ihrem Erzieher nach Zwickau zu den „Final Fighters“ ins Gym, um sich dort eine Stunde an den Geräten auszuarbeiten. „Ohne Ausdauer, Kraft und ein gesundes Selbstbewusstsein ist es schwer, seinen Weg im Leben zu finden“, weiß Willy Preiß aus eigener Erfahrung. Dank der Spenden aus der „Herzenssache“ kann er jetzt regelmäßig mit seinen Schützlingen trainieren, damit sie gestärkt in ihren Alltag gehen.

Sternstunde im Schnee

„Wir sind die sportlichste Wohngruppe in der Kinderarche“, ist sich der Erzieher sicher und berichtet von einer „Sternstunde“ seines Berufslebens. Als er vor vielen Jahren mit einem Kollegen zum ersten Mal mit der Wohngruppe zum Skifahren in Oberwiesenthal war, haben sie sich verlaufen. „Es ist dunkel geworden, wir haben Schnee gegessen, ein Kind habe ich mir auf den Rücken geschnallt – es ist eigentlich alles schief gegangen, was schief gehen konnte“; erinnert er sich. „Noch immer müssen wir herzhaft lachen, wenn wir daran denken, aber es war der Startschuss für die Ski-Freizeiten, die wir jetzt jedes Jahr mit den jungen Menschen erleben.“

Humor, viel Bewegung, eine verlässliche Struktur, Ermunterung zur Selbständigkeit und liebevolle Konsequenz sind für Willy Preiß die wichtigsten Zutaten für gelingende stationäre Heimerziehung. „Ich bin zu 100 Prozent liebevoll“, sagt er von sich selbst, „aber auch zu 100 Prozent konsequent. Das hilft den jungen Menschen, ihren eigenen Weg zu finden, und das ist ja schließlich unser Ziel.“

Sein persönliches Ziel kann er in sechs Worte fassen: „heute stärker zu sein als gestern“. Für dieses Jahr hat er sich vorgenommen, durchs Höllental einmal auf die Zugspitze hinauf und wieder hinunter zu klettern. Das ist vielleicht ein klein bisschen anstrengender als Frühstücken… 

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